Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Weltwasserforum beendet: Deklaration ohne Zähne

Marseille, Sonntag, 18. März 2012 – Die Umweltschutzorganisation WWF zieht zum Abschluss des Weltwasserforums 2012 in Marseille ein zwiespältiges Fazit. Die offizielle Ministerdeklaration hat nicht die Kraft, um den lokalen und regionalen Erfolgsmodellen einen ausreichenden globalen Rahmen zu geben, so der WWF. Genau das sei jedoch notwendig, um den zunehmenden Herausforderungen durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum zu begegnen und eine Zuspitzung der Wasserkrise zu verhindern. Immerhin wird die Umsetzung des Menschenrechtes auf Wasser und der Erhalt von natürlichen Feuchtgebieten und Flüssen gefordert. Zudem haben die Teilnehmer anerkannt, das Wasser eine ökologische, soziale und ökonomische Komponente hat. Nahrungssicherheit und Energieversorgung hingen essentiell von einem nachhaltigen Wassermanagement ab. „Wer das Menschenrecht auf Wasser umsetzen und wirtschaftlichen Wohlstand sowie eine ausreichende Gesundheitsversorgung aller Menschen sicherstellen möchte, der muss die entsprechenden Süßwasservorkommen und die damit untrennbar verbundenden Ökosysteme schützen“, so die Kernforderung von WWF-Wasserexperte Martin Geiger. Zugleich kritisiert Geiger, dass zwar viele, vornehmlich lokale Lösungen und Versprechen präsentiert wurden, dieser aber leider in ihrer Summe bisher nicht den dringend erforderlichen, globalen Aktionsplan darstellten. Als Beschlussgrundlage für den im Juni stattfindenden UN-Umweltgipfel Rio+20 in Brasilien taugt die Deklaration nicht, so das Urteil des WWF.
Das ausgerechnet die brasilianische Umweltministerin Izabella Teixeira ankündigte, die Wasserproblematik von Marseille zur UN-Umweltkonferenz nach Rio tragen zu wollen, mutet angesichts des vom Parlament in Brasilia geplanten neuen Waldschutzgesetzes wie Hohn an. Bei Verabschiedung des Gesetzes würden die Entwaldung des Regenwaldes und die Degradierung von Flussauen und Quellgebieten massiv vorangetrieben. „Der Amazonas ist die größte Süßwassermaschine unseres Planeten und droht nun ins Trudeln zu geraten“, sagt Geiger. Durch Erosion würden Unmengen an Sedimenten in die Flüsse gespült, die Abflüsse sich ändern und sehr wahrscheinlich die Niederschläge, speziell in Trockenperioden, noch weiter abnehmen. Verstärkt durch die Auswirkungen des Klimawandels kann der mögliche Trend zur Bildung von Savannen in bedeutenden Amazonasregionen an fataler Dynamik gewinnen. „Wenn Teixeira ihre eigene Ankündigung ernst meint, dann darf die brasilianische Regierung das neue Waldschutzgesetz nicht verabschieden. Das wäre entscheidend für den Erfolg von Rio“, sagt Geiger.
Ein positiver Aspekt des gestern Samstag geschlossenen Weltwasserforums ist, dass sich Luxemburg zur endgültigen Ratifizierung der Internationalen UN-Konvention für ein grenzübergreifendes Management von Trinkwasservorkommen bekannte. „Unsere Hoffnung ist, dass die fehlenden Unterschriften, die für das In-Kraft-Treten des Abkommens notwendig sind, in naher Zukunft geleistet werden. Am besten noch vor dem UN-Umweltgipfel“, sagt Martin Geiger. Nur so können in Zukunft Konflikte um das „blaue Gold“ vorgebeugt, geschlichtet und gelöst werden. Die UN-Konvention dient als Rahmen für die Bewirtschaftung grenzüberschreitender Süßwasservorkommen, wie etwa Flüsse, Seen oder unterirdische Wasserreservoire, die sich im Hoheitsgebiet mehrerer Staaten befinden. Deutschland hat das Abkommen bereits unterschrieben. Nach der Ankündigung von Luxemburg müssen noch zehn weitere Länder die Konvention ratifizieren.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Leiter Medien WWF, Tel. 01/488 17 231, E-Mail: franko.petri@wwf.at. Hintergrundinformationen auf www.wwf.de/weltwasserforum.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”