Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Dem Luchs Zukunft geben

Molln, am 13. Dezember 2011 – Am 13. Dezember wurde das Luchsmännchen „Juro“ aus der Schweiz in den Nationalpark Kalkalpen übersiedelt. Der Luchs wurde am 20. November in der Schweiz gefangen, untersucht und er befand sich bis zu seiner Übersiedelung in einer Quarantänestation. Bereits im Mai dieses Jahres wurde die Luchsin „Freia“, die ebenfalls aus der Schweiz stammt, im Nationalpark Kalkalpen freigelassen. Das Pärchen soll bald zueinander finden und im nächsten Frühjahr für Nachwuchs sorgen, hoffen die Mitglieder des „Arbeitskreises Luchs Oberösterreichische Kalkalpen(LUKA)“. Auch im Beobachtungszeitraum 2011 konnten keine Hinweise gefunden werden, die auf eine Luchsnachkommenschaft in der Nationalpark Region hinweisen. Das Luchsvorkommen in Österreich schätzen Wildtierexperten auf wenige einzelne Tiere, wobei einzig im Mühlviertel Nachwuchs festzustellen ist. Das Pilotprojekt im Nationalpark Kalkalpen soll dem scheuen Waldbewohner jetzt die natürliche Ausbreitung erleichtern.
“Die Nationalpark Kalkalpen Region spielt bei der Rückkehr des Luchses im Alpenraum eine Schlüsselrolle. Der Luchs ist ein faszinierendes Wildtier und ein wertvolles Schutzgut unseres Nationalparks“ erklärt Dr. Erich Mayrhofer, Direktor des Nationalpark Kalkalpen. „Internationale Normen verpflichten Österreich für einen günstigen Erhaltungszustand von stark gefährdeten Arten wie dem Luchs zu sorgen. Wir sind zuversichtlich, dass sich „Juro“ genauso artgerecht und unauffällig verhalten wird wie die zuvor übersiedelte „Freia“, so Mayrhofer. "Wir Jäger stehen dem Luchs teils zustimmend, teils beobachtend gegenüber. Wenn die öffentliche Hand Luchse haben will, darf das nicht auf Kosten der Jagdausübungsberechtigten gehen. Von Wildtieren angerichtete Schäden sind von den Jägern zu entschädigen. Außerdem werden die Abschusspläne schwerer zu erfüllen sein", sorgt sich Landesjägermeister Sepp Brandmayr.
Der Luchs „Juro“ wurde nun im Grenzbereich des Revieres der Luchsin „Freia“ und eines altbekannten Luchses im Hintergebirge, dessen Geschlecht man bis dato nicht exakt bestimmen konnte, in die Freiheit entlassen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Luchse voneinander Notiz nehmen.
„Diese Bestandsstützung ist ein wichtiger Impuls für die Zukunft des Luchses im Alpenraum“, begrüßt Christian Pichler vom Projektpartner WWF Österreich die Übersiedelung von „Juro“. Um den Schutz und den dauerhaften Erhalt der Raubkatzen in Österreich zu garantieren, braucht es allerdings ein Bündel weiterer Schutzmaßnahmen, so Pichler. Dazu gehören laut WWF weitere Luchsumsiedelungen ebenso wie ein effizienter Managementplan, der sowohl die Ansprüche des Menschen berücksichtigt, als auch dem Luchs genügend Lebensraum lässt.
Luchse kommunizieren indem sie Duftmarken setzen und nur in der Ranzzeit kann man sie gelegentlich schreien hören. Die Luchse sind dämmerungs- und nachtaktive Einzelgänger und streng territorial. Reviere von Kuder und Luchsinnen können sich überlappen. Kuder besetzen Reviere von etwa 8.000 bis zu 15.000 Hektar Größe. Luchsinnen haben kleinere Reviere von 6.000 bis 10.000 Hektar. „Man darf daher davon ausgehen, dass der neue Luchs nun ein Revier zu besetzen versucht. Wie sich das auf das Revierverhalten der beiden sich im Gebiet befindlichen Luchse auswirken wird bleibt abzuwarten. Der Naturschutzbund Oberösterreich begrüßt die Freilassung als wichtigen Schritt hin zu einer dauerhaften, reproduzierfähigen Population des Luchses in den nördlichen Kalkalpen.“, teilt Josef Limberger vom Naturschutzbund Oberösterreich mit.

Einst in weiten Teilen Europas ausgerottet, entdeckt der Luchs seit einigen Jahren seine alte Heimat wieder: 1996 kehrte ein Tier nach 150 Jahren Abwesenheit erstmalig in die Kalkalpen-Region zurück.
Alle gegenwärtigen Luchspopulationen in West- und Mitteleuropa, sind auf Wiederansiedlungsprojekte zurückzuführen. Der Auswilderung von Luchs „Juro“ – der zweiten seit 30 Jahren in Österreich – ging eine jahrelange Forschungsarbeit des Arbeitskreises LUKA (Luchs Oberösterreichische Kalkalpen) voraus.
Wie „Freia“ wurde auch das Luchsmännchen von MitarbeiterInnen der Forschungsgruppe KORA in Begleitung einer Tierärztin in einer Transportbox in den Nationalpark Kalkalpen transportiert, wo er mit einem Senderhalsband versehen freigelassen wurde.
Der Luchs im Nationalpark Kalkalpen
Um genaue Informationen über die Notwendigkeit einer Bestandsstützung für den Luchs zu sammeln, formierte sich 2008 der Arbeitskreis LUKA. Darin sind der Nationalpark Kalkalpen, der OÖ Landesjagdverband, das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Uni Wien ebenso vertreten, wie der Naturschutzbund, der WWF und die Österreichischen Bundesforste.
Weitere Informationen:
Lisa Simon, Pressesprecherin WWF Österreich:, Tel.: 01-48817 215
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