Die Sieben Sünden des Staudammbaus

21. März 2013 | Presse-Aussendung

Wien, am 21. März 2013 – Weltweit verstoßen zahlreiche Staudammprojekte gegen grundlegende Nachhaltigkeitskriterien und bedrohen die Existenz hunderttausender Menschen. Das kritisiert der WWF anlässlich des Weltwassertages am 22. März. Zahlreichen im Bau befindlichen oder geplanten Anlagen stellt die Naturschutzorganisation in der Analyse „The Seven Sins of Dam Building“ ein verheerendes Zeugnis aus. Auf der Liste […]

Wien, am 21. März 2013 – Weltweit verstoßen zahlreiche Staudammprojekte gegen grundlegende Nachhaltigkeitskriterien und bedrohen die Existenz hunderttausender Menschen. Das kritisiert der WWF anlässlich des Weltwassertages am 22. März. Zahlreichen im Bau befindlichen oder geplanten Anlagen stellt die Naturschutzorganisation in der Analyse „The Seven Sins of Dam Building“ ein verheerendes Zeugnis aus. Auf der Liste finden sich neben „berühmt-berüchtigten“ wie dem Belo Monte-Projekt in Brasilien, auch europäische Beispiele, etwa in Österreich oder der Türkei. An zwei Projekten, die in der WWF-Studie als besonders ökologisch und sozial unverträglich gebrandmarkt werden, ist die österreichische Andritz AG beteiligt. Ein weiteres Beispielprojekt ist der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal durch die Tiroler Wasserkraft AG.

Der WWF hat aus hunderten ihm bekannten Wasserkraftwerkprojekten weltweit neun Beispiele ausgewählt, um die gravierendesten "Sünden" des Staudammbaus aufzuzeigen. Diese neun Projekte sind Beispiele dafür, wie Staudammprojekte heute nicht mehr geplant und umgesetzt werden dürfen, weil hier gleich mehrere, gravierende Sünden begangen werden. Dabei ist nicht unbedingt die Größe eines Staudamms entscheidend. Zwar finden sich zahlreiche Mega-Projekte auf der Liste des WWF, doch auch die Gesamtauswirkungen von zahlreichen kleinen Wasserkraftprojekten, sind in ihren negativen Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Die ausgewählten Projekte sind: Coosa (USA), Belo Monte (Brasilien), Kaunertal (Österreich), Kleinkraftwerk in Rumänien), Moraca (Montenegro), Cide (Türkei), Boguchanskaya (Russland), Xayaburi (Laos) und Gibe III (Äthiopien).

Um ein Mindestmaß an sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu garantieren sollten Stauanlagen von der „Weltkommission für Staudämme“ oder gemäß den Kriterien des „Protokolls für nachhaltige Wasserkraft“ überprüft und gegebenenfalls angepasst oder gestoppt werden. Das geschieht jedoch viel zu selten. "Es ist verheerend, wenn Betreiber anstatt auf Dialog, Transparenz und Vernunft auf überlegene Finanzkraft und politische Verbindungen setzen," kritisiert Christoph Walder, WWF-Wasserkraftexperte. Zudem ist manche Regierung nicht stark, fähig oder unabhängig genug, um öffentliche Interessen zu schützen. Wer langfristig einen Staudamm betreiben will, dem kann jedoch eine behördliche Baulizenz nicht ausreichen. „Bei Großprojekten wie Belo Monte, müssen die Betreiber auch eine ‚zivilgesellschaftliche Freigabe’ erhalten. Wer sich an solchen Projekten beteiligt, macht sich mitschuldig an der Umsiedlung von Menschen, der Zerstörung von Kulturstätten oder dem Zusammenbruch lokaler Fischereien“, stellt Walder klar. Angesichts zerstörerischer Projekte wie Belo Monte oder Xayaburi sind Bekenntnisse zur Nachhaltigkeit nichts als leere Worthülsen.

Das Problem ist dabei, anders als mitunter wahrgenommen, nicht auf Entwicklungs- und Schwellenländer beschränkt. Europäische Unternehmen treiben Projekte in Schwellenländern voran, die nach globalen Standards inakzeptabel sind. Auch im Herzen der EU finden sich schlecht geplante Vorhaben, so der WWF-Vorwurf. Sollte etwa der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal in Tirol wie derzeit von der TIWAG geplant umgesetzt werden, droht gleich drei alpinen Tälern und einzigartigen Alpenflüssen in den Ötztaler Alpen ein ökologischer Super-Gau.

Weitere Sünden sieht der WWF in ökologischen Fragen. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Risikoabschätzungen unterliegen zu häufig den politischen und ökonomischen Wunschvorgaben. So wird oftmals entgegen aller Warnungen an den falschen Flüssen und an der falschen Stelle gebaut. Verluste an biologischer Vielfalt werden billigend in Kauf genommen. Gravierende Auswirkungen durch die Veränderung der natürlichen Abflussdynamik, etwa das Verschwinden von Feuchtgebieten, finden keine Berücksichtigung.

Der Weltwassertag wurde 1993 eingeführt und findet jährlich am 22. März statt. Mit diesem Tag wird an die Bedeutung der weltweit wichtigsten Ressource Wasser erinnert. Flüsse erfüllen vielfältige Funktionen für den Menschen, die über die Energiebereitstellung hinausgehen – wie die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Flusslebensräume sind die artenreichsten der Erde. Mit der weltweit boomenden Wasserkraft, hat der Druck auf Flüsse enorm zugenommen. Deshalb spielt der Schutz von Flüssen, Bächen und Feuchtgebieten eine zentrale Rolle.

Die Grafik der „Sieben Sünden“ sowie die Studie „The Seven Sins of Dam Building“ in englischer Sprache stehen zum Download auf www.wwf.at/presse zur Verfügung.

Rückfragehinweis und Fotos zum Kaunertal-Projekt:

Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250 oder 0676/83 488 203 E-Mail: claudia.mohl@wwf.at

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