Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Kampf der Kaviar-Mafia: WWF will Urfische vor dem Aussterben bewahren

Presseaussendung
Wien, am 27. Dezember 2016 – Zu Silvester wird gerne geschlemmt und viele Menschen leisten sich zu diesem Anlass besonders exquisite Speisen. Auch Stör-Kaviar wird in Restaurants, auf Events oder in Privathaushalten genossen. „Den meisten Menschen ist wohl nicht bekannt, dass nach wie vor auch illegaler Kaviar in den Handel kommt, der nicht aus Zucht stammt, sondern für die letzten frei lebenden Störe ihr Leben lassen mussten“, erklärt Jutta Jahrl vom WWF. „Da die EU-Länder der weltweit größte Importeur von Kaviar sind, geht uns die Rettung der Störe alle an!“, unterstreicht die Biologin.
Illegale Fischerei und der Handel mit Fleisch und Kaviar aus Wildstören sind die Hauptgründe dafür, dass Störe weltweit vom Aussterben bedroht sind – trotz strengem gesetzlichen Schutz. Die letzten größeren Bestände dieser Urfische im EU-Raum leben in der Unteren Donau und im Schwarzen Meer. In diesem Hoffnungsgebiet kämpft der WWF in einem kürzlich gestarteten internationalen Rettungsprogramm für die letzten freilebenden Donau-Störe und gegen die Kaviarmafia – organisierte Kriminelle, die mit Wilderei und illegalem Handel riesige Gewinne machen, und deren Spur zuweilen bis nach Österreich führt.
Störe gehören zu den ältesten Fischen der Erde und sind die am stärksten bedrohte Artengruppe der Welt. In den kommenden vier Jahren wird das WWF- Projektteam aus sieben Partnern in sechs Ländern um ihr Überleben kämpfen. Unterstützt wird das Projekt durch LIFE, das EU-Förderinstrument für die Umwelt. Jahrl erklärt: „Die Ursachen für illegalen Artenhandel sind überall auf der Welt die gleichen: Armut und Unwissenheit. Egal, ob es um Elfenbein, Nashorn oder Störkaviar geht – Verbote allein genügen nicht, solange die Menschen in den Herkunftsländern oft bitterarm sind und zu wenige Alternativen haben. In unserem Projekt werden wir deshalb naturschonende Einkommensquellen für Fischer erforschen und entwickeln, um ihnen aus der Abhängigkeit ihrer ehemals prestigeträchtigen, aber jetzt illegalen Aktivitäten zu helfen“.
Auch die Strafverfolgungsbehörden werden gezielt im Aufbau von Kapazitäten unterstützt. „Derzeit können die Gesetzeshüter aus Mangel an Wissen und fehlender Kooperation zwischen den Behörden kaum kontrollieren, wo überall gefischt, geschmuggelt und illegal gehandelt wird“, erläutert Jahrl. Leider taucht auch in Österreich immer wieder illegaler Kaviar im Handel auf. „Konsumenten können zur Rettung der Störe beitragen, indem sie nur Kaviar kaufen, der die gesetzlich vorgeschriebene CITES-Banderole trägt. Das korrekte Label der internationalen Artenhandelsorganisation ist der einzig legale Herkunftsnachweis für Kaviar!“, appelliert die WWF-Expertin.
Bis auf den Sterlet, der „nur“ als gefährdet gilt, sind derzeit alle Störarten der Donau vom Aussterben bedroht. Dazu zählt auch der wegen seines Kaviars bekannte Beluga (Hausen). Er kann bis zu 100 Jahre alt und sieben Meter lang werden. Während in Österreich nur noch der Sterlet, die kleinste Stör-Art der Donau, in geringer Anzahl vorkommt, leben im künftigen WWF-Projektgebiet noch Fische von meterlanger Größe und in höherer Anzahl. Diese letzten wildlebenden Populationen der großen Stör-Arten in der EU sind in Rumänien und Bulgarien, in Serbien unterhalb des „Eisernen Tores“ sowie in der Ukraine einschließlich des nördlichen Teils des Donaudeltas beheimatet.
„Übrigens: Konsumenten, die kein Risiko eingehen aber auf Fischrogen nicht verzichten wollen, können alternativ auch auf MSC-zertifizierte Eier anderer Fischarten wie Lachs oder Seehase zurückgreifen“, rät Jutta Jahrl abschließend.
Link zum LIFE-Projekt des WWF (englische Website): www.danube-sturgeons.org
Rückfragehinweis und Fotos von Stören bzw. Kaviardosen:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF, Tel. 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Jutta Jahrl, Leiterin des LIFE Projekt Stör, Tel. 0676/83 488 264, E-Mail: jutta.jahrl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”