Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
WWF: Hände weg vom Naturschutzfonds

Innsbruck, 2. November 2016. Die Tiroler Landesregierung hat eine Verwaltungsreform in Begutachtung geschickt, im Zuge dessen der Naturschutzfonds ins Landesbudget eingegliedert werden soll. „Problematisch daran ist, dass damit jedenfalls 60 Prozent der jährlichen Mittel dem Naturschutz sicher entzogen werden“, erklärt Christoph Walder, Leiter des WWF-Alpenflüsseprogramms. Auch wenn die zuständige Landesrätin Ingrid Felipe versichert, dass man sich bemühe, die fehlenden Mittel aus anderen Töpfen bereitzustellen, so ist das für den WWF mit großer Skepsis verbunden: „Das ist reines Wunschdenken der Landesrätin. Bislang ist nur sicher, dass die rund 600.000 Euro auf jeden Fall fehlen werden. Von einer garantierten Ersatzlösung ist bisher von politischer Seite keine Rede“. Bereits im Dezember soll der Naturschutzfonds, der über die letzten 25 Jahre hunderte von Naturschutzvorhaben, Bildungsprojekte, Förderungen für Landwirte, für Initiativen und für engagierte Jugendliche ermöglicht hat, nun aufgelöst und ein Teil des Geldes für andere Zwecke verwendet werden. Für die stellvertretende WWF-Geschäftsführerin Beate Striebel-Greiter ein Tabubruch: „Eigentlich sollte das 25-jährige Bestehen des Fonds gefeiert und die großen Erfolge, die mit diesen Investitionen erreicht wurden, der Öffentlichkeit präsentiert werden. Nun sieht es allerdings vielmehr so aus, dass diese finanziellen Mittel dem Naturschutz entzogen werden sollen. Für den WWF ist das nicht akzeptabel, der Fonds ist so lange nicht anzurühren bis eine brauchbare Ersatzlösung von der Politik präsentiert wird.“
Vor 25 Jahren hat der damalige Landesrat Ferdinand Eberle (ÖVP) den Naturschutzfonds ins Leben gerufen. Unzählige Projekte im Natur- und Artenschutz, Forschungsarbeiten, Umweltbildungsprojekte und die finanzielle Abgeltung für den Schutz von Feuchtgebieten und Lärchenwiesen wurden seitdem in Tirol mit den aus Abgaben und Strafen gespeisten Fondsmitteln umgesetzt. Bedrohte Arten wie Amphibien, Libellen, Wiedehopf, Uferläufer wurden mit diesen Geldern genauso gefördert wie etwa die Einrichtung des notwendigen Herdenschutzes im Management von Wolf und Bär. „Besonders zu erwähnen ist hier auch, dass die sehr erfolgreichen Revitalisierungsprojekte am Inn, wie das Neuschaffen von Auen, die Aufweitung des Flussbettes, die sowohl dem Naturschutz dienen, aber vor allem auch ihren Beitrag zum Hochwasserschutz für uns Menschen leisten, aus diesen Mitteln finanziert wurden,“ erklärt Walder. Der Naturschutzfonds ist ein gut eingeführtes, erprobtes und über 25 Jahre bewährtes Instrument des Tiroler Naturschutzes.
Umso mehr ist der WWF irritiert, dass zum 25-jährigen Fonds-Bestehen nun die Tiroler Landesregierung diesen verändern und finanziell drastisch reduzieren will. „Für den WWF ist es wenig nachvollziehbar, dass ausgerechnet ein grünes Regierungsmitglied mit großer Überzeugung und Tatendrang die Reduktion seines eigenen Ressorts um 60 Prozent betreibt, ohne einen entsprechenden Ersatz am Start zu haben. Landesrätin Felipe muss sich als politische Ressort-Verantwortliche für die Stärkung des Naturschutzes einsetzen“, so die klare Forderung des WWF.
Für den WWF wird der Umgang der Landesregierung mit den Naturschutzgeldern zu einer neuerlichen Belastungsprobe zwischen den Grünen und den Umweltverbänden. Die ersatzlose Streichung von 60 Prozent der Naturschutzmittel wäre ein weiterer Schlag ins Gesicht der Umweltverbände, aber auch vieler engagierter Initiativen, Schulen und Jugendlicher. Striebel-Greiter abschließend: „Wir fordern von Landesrätin Felipe und der gesamten Landesregierung, dass der Naturschutzfonds solange nicht zur Disposition steht, bis eine brauchbare Ersatzlösung gefunden ist.“
Rückfragehinweis:
Mag. Gerhard Auer, Kommunikationsleiter WWF Österreich, Tel.: 0043 (1) 488 17 231, Email: gerhard.auer@wwf.at
Christoph Walder, Leiter des WWF-Alpenflüsseprogramms, Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: christoph.walder@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”